Das Fenster der Darßer Häuser des späten 18. und des 19. Jahrhunderts zeigt eine relativ einfache, aber wohldurchdachte Konstruktion. Es ist den besonderen Witterungsverhältnissen auf dem Darß angepasst. Es ist langlebig und verlangt, von gelegentlichen Ölfarbenanstrichen abgesehen, praktisch keine Wartung.
Die Fenster der Darßer Wohnräume sind Zargenfenster mit einem festen Kreuz ( bestehend aus dem horizontalen Kämpfer und dem vertikalen Pfosten ) und vier Flügeln. Die Flügel sind fast ausnahmslos am Mittelpfosten angeschlagen. Sie schlagen in einen einfachen Falz und werden innen mit Ankettelungen verschlossen. Je stärker der Wind weht, desto dichter schließen die nach außen öffnenden Flügel.
Bis in das 19. Jahrhundert hinein waren Sprossen aus Blei in den Fensterflügeln üblich. Erst allmählich wurden diese durch Holzsprossen abgelöst. Die Größe aller Glasscheiben an einem Fenster ist stets gleich. Holzarten: Bei älteren Fenstern kommt überwiegend Eiche als Material für Zarge ( Futter ) und Kreuz zum Einsatz. Für die Flügel scheint stets Kiefer genommen worden zu sein. Jüngere Fenster sind oft komplett aus Kiefer.
Bei der Herstellung der Fenster war kein Leim notwendig. Die Verbindungen werden durch verschiedene konstruktive Techniken ( Zinkungen, Verkeilungen, Zapfen, Holznägel ) gewährleistet. Außerdem sichern die aufgenagelten Beschläge den Zusammenhalt.
Die oft kunstvollen Beschläge wurden vom örtlichen Schmied hergestellt, der diese auch am Fenster anbrachte. Die Winkel auf den Flügeln zeigen je nach Herstellungszeit verschiedene Zierausführungen. Bemerkenswert sind die innen liegenden Griffe der Fensterladenschnäpper.
Um das Holz gegen die Witterung zu schützen, wurde es zuerst mit Leinöl grundiert und dann mit Leinölfarben dünn gestrichen. Zur historischen Farbgebung gibt es bisher nur sehr wenige Untersuchungen. Bei älteren Fenstern fallen ein dunkles Grün und graue Farbtöne auf. Weiß ist wohl erst bei jüngeren Fenstern üblich.
Bei kleineren Räumen ( Kammern, Fluren ) finden sich gern „halbe“ Fenster mit zwei übereinander liegenden Flügeln und einem festen Kämpfer. In den Giebeln des Obergeschosses gibt es, wenn die Höhe nicht ausreicht, Fenster mit festem Pfosten und einem, durch eine überbreite Sprosse, vorgetäuschten Kämpfer. Zu den Fenstern im Untergeschoss gehörten stets Fensterläden, die einen zusätzlichen Schutz gegen Kälte und Sturm bieten.
Eine regionale Besonderheit zeigen manchmal Fledermausgauben. Das Sprossenwerk hat Symbolcharakter, vergleichbar mit dem der Darßer Haustüren des frühen 19. Jahrhunderts. Dargestellt wird der Lauf der Sonne.
Die Läden werden im geschlossenen Zustand von einem Schnappmechanismus, der nur von innen zu betätigen ist, oder bei älteren Konstruktionen, durch eine Verschraubung arretiert. Von außen lassen sie sich nicht öffnen. Im geöffneten Zustand ( siehe hier ) werden sie von Knebeln verschlossen. Ein Ende der geschmiedeten Knebel ist deutlich schwerer, dadurch bleiben sie stets in der Verschlussposition und lösen sich nicht von allein. Meist zeigen die Läden einen kleinen Lichtausschnitt, damit der Raum dahinter nicht völlig im Dunkeln liegt. Ein nach draußen dringender Lichtschein gab bei Dunkelheit auch Orientierung. Ein gutes Dutzend verschiedener Typen lässt sich für den Darß bisher nachweisen. Im 19. Jahrhundert sind, der Formensprache des Klassizismus folgend, vor allem mit dem Zirkel konstruierte Motive üblich. Es gibt Brettläden ( siehe hier ), Läden auf Rahmen und Füllung und Jalousieläden. Alle drei Arten sind auf dem Darß verwendet worden. Wobei der einfache Brettladen mit den sogenannten Hirnleisten am häufigsten auftritt. Bei den Darßer Fensterläden ist die Jalousie stets unbeweglich. Sie hat eigentlich die Funktion einer Füllung, ist der Füllung aber in der Haltbarkeit überlegen.