Die Fußböden der Darßer Häuser treten je nach Zweck der Räume verschieden auf. Auch die Art der Ausführung veränderte sich über die Jahrhunderte.
Die ältesten und einfachsten Böden bestanden aus gestampftem Lehm. Das wohl letzte Beispiel dafür hatte sich bis in die 1990er Jahre in einer Diele in Born erhalten. Allgemein richtete sich die Ausführung der Böden nach dem Grundsatz „je wichtiger der Raum, desto aufwendiger der Boden“.
Dielen
In den Häusern der 19. Jahrhunderts wird dieser Raum häufig mit Ziegelsteinen oder starken Tonfliesen ausgelegt. Die Fliesen können quadratisch oder sechseckig sein. Der Belag wird direkt im weißen Sand verlegt, ohne isolierende Zwischenschicht. Feuchtigkeitsprobleme sind nicht auffällig dabei. Bei der Aufnahme alter Böden hat sich der Sand immer als sehr trocken gezeigt. Es war üblich den weißen Sand zu „brennen“. Dafür wurde er auf großen Blechen über Feuer erhitzt / ausgeglüht. Das sterilisierte den Sand. Damit beugte man dem Befall von Holz durch durch Pilze / Schwamm vor.
In seltenen Fällen tauchen als Belag große Kalksteinplatten auf. Sie können ca. 45 cm breit und 65 – 70 lang sein, oder quadratisch ca. 45 x 45 cm. Es gibt sie in Rot und in Grau. Gern werden diese Farbtöne im Wechsel verlegt. Für die Produktion dieser Platten ist schon seit dem Mittelalter die Ostseeinsel Öland bekannt. Vermutlich stammen die Darßer Platten von dort. Die schweren dicken Platten sind auf der Unterseite nur sehr grob behauen. Die Oberseite wurde in einem mühseligen Verfahren geschliffen. Sie waren dadurch damals sicher der teuerste steinerne Belag. Ihr Vorkommen auf dem Darß gibt Rätsel auf. Bisher fanden sich keine Schriftquellen dazu. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie aus verunglückten Schiffen geborgen wurden. Möglich ist aber auch das gezielte Mitbringen von Öland oder der Einkauf in den Seestädten
Zum Anfang des 20. Jahrhunderts kommen in den Fluren Zementfliesen in Mode. Einfarbig grau, schwarz und rot oder in sich in diesen Farben gemustert. Dadurch ergaben sich viele Kombinationsmöglichkeiten (Foto). Zum Beispiel abwechselnd helle und dunkle Fliesen. Ab 1904 existierte in Bliesenrade ein paar Jahre eine sogenannte „Sandsteinfabrik“. Diese Firma stellte Fliesen und Dachziegel aus Zementmischungen her, die auf dem Darß oft Verwendung fanden.
Küchen
Dieser Raum wird im Bodenbelag vergleichbar zur Diele ausgeführt. Es finden sich also Ziegelsteine, Kalksteinplatten, dicke Tonfliesen oder ornamentale Fliesen.
Stuben und Kammern
Hier werden Holzdielen verlegt. Dafür wird vor allem die Darßer Kiefer verwendet. Bei den älteren Häusern legte man Balken als Unterlage direkt in den weißen (gebrannten) Sand. Ohne jede weitere Isolierung gegen Feuchtigkeit. Wenn keine ungünstigen Umstände auftraten, ergaben sich daraus auch keine Probleme. Manch ein Fußboden dieser Art tut heute noch seinen Dienst. Als Material für diese Unterlagen wurden auch schon alte Schiffsspanten entdeckt. Überhaupt wurden gestrandete oder unbrauchbare Schiffe gern für Baumaterial ausgeschlachtet. Gegen kalte Zugluft verwendeten die Darßer mitunter getrocknetes Adlerfarnkraut oder Seegras zum Abdichten. Ungeziefer konnte mit Sumpfporst ferngehalten werden. Bei jüngeren Häusern lagen unter den Balken Steine und im Fundamentbereich gab es Lüftungslöcher (eingemauerte Tonrohre). Die Luft konnte zirkulieren. Gern wurden Wacholderzweige unter dem Fußboden ausgelegt. Das sollte Mäuse fernhalten. Die Lüftungslöcher waren außerdem verschließbar.
Ältere Fußböden (ca. 1870 oder früher) erkennt man daran, dass sie von oben genagelt sind. Man sieht die Nagelköpfe. Später fand man das nicht mehr schön und nagelte die Bretter verdeckt. Außerdem nutzte sich bei der alten Art das Holz um den Nagel herum ab und die Köpfe standen irgendwann störend hervor. Diese breiten Fußbodenbretter liegen einfach stumpf aneinander. Bei jüngeren Böden werden sie durch Nut und Feder miteinander verbunden. Hier sind die Bretter oft deutlich schmaler. Im Anfang des 20. Jahrhundert wird für besonders gute Fußböden manchmal teures Pitch Pine genommen, (Foto) ein sehr hochwertiges hartes Nadelholz aus Nordamerika. Es hat praktisch keine Äste und ist nahezu unverwüstlich. Durch die damalige intensive Verwendung ist dieses Holz heute kaum noch verfügbar.